Die gleichmäßig nach bestimmten, dabei variablen Mustern erfolgende Verteilung von Farbflecken auf einer Fläche ist an sich keine besonders aufregende Angelegenheit. Das Spielerische daran liegt in der einfachen Herstellung dieser Bilder, das Überraschungsmoment in der Spannung von Simplizität der Ausführung und Komplexitätsgrad des Ausgeführten. Für den, der weiß, welche Objekte der optischen Pracht zu Grunde liegen, kommt ein dem Staunen über die Verwandlung ihres ›Aussehens‹ entspringender Anlass zum Nachdenken hinzu. Relativiert wird das Staunen wiederum durch die Einsinnigkeit, die sich in den vielfältigen Wiederholungen kundtut. Das Begreifen des Prinzips geht rasch über den scheinbaren Reichtum der Bilder hinweg. Nur Kinder verharren länger bei ihrem Anblick: das Sich-Sattsehen ist keine physiologisch, sondern eine ›kulturell‹ gesteuerte Option, die auf physiologischen Gegebenheiten ›aufruht‹.
Die kaleidoskopische Ordnung der Bilder ist beliebig: sie steht im Belieben derer, die sie herstellen, und bleibt beliebig im Sinne der Zufallsgegebenheit. An der Herstellung wiederum sind mindestens zwei Instanzen beteiligt: die ›konstruierende‹ und ›einrichtende‹ sowie die ›handhabende‹. Die erste Instanz bestimmt den Typus der zu erzeugenden Bilder, die zweite das Einzelbild, soweit hier von Bestimmen die Rede sein kann. Eher könnte man sagen, sie bestimmt die Bandbreite der entstehenden Zufallsbilder, die nicht sogleich verworfen, sondern der mehr oder minder eingehenden Betrachtung zugeführt werden. Diese Bandbreite kann groß sein, sie kann im Extremfall mit derjenigen des Zufalls übereinstimmen, sie kann auch sehr eingeschränkt werden, so dass auf eine große Zahl verworfener Bilder eine kleine und ›strenge‹ Auswahl von akzeptierten entfällt. Über die Auswahl selbst, ihre Kriterien und Mechanismen ist damit noch nichts gesagt. Dabei ist sie es, welche die ästhetischen Vorlieben bzw. Leitvorstellungen des Betrachters ›enthüllt‹ – fragt sich nur wem.