Kaleidoskope sind optische Geräte, im einfachsten Fall bestehend aus einer zweckmäßig verspiegelten Röhre, einem locker mit bunten Materialien gefüllten, lichtdurchlässigen bzw. durchsichtigen Behälter sowie einem Guckloch. Erfunden hat sie 1815 der schottische Physiker Sir David Brewster. Diese Geräte erzeugen filigrane symmetrische Bilder von großer Farbkraft, die sich durch einfaches Schütteln leicht variieren lassen. So erklären sich gleichermaßen der Name der Apparaturen wie ihre Anziehungskraft auf Kinder: sie lassen schöne Bilder sehen. Man kann daraus eine geregelte Tätigkeit machen, die ›Kaleidoskopie‹, und die Personen, die ihr nachgehen, als ›Kaleidoskopen‹ bezeichnen. Gemeint ist damit nicht die Herstellung und der Verkauf von Kaleidoskopen, dafür gibt es andere, alltagskonformere Bezeichnungen. Der physikalische Ertrag einer solchen Beschäftigung ist zu gering, um Planstellen abzuwerfen, übrig bleibt, wie stets, die Kunst. Kaleidoskopie als künstlerische Tätigkeit beschäftigt sich mit der Herstellung und dem Reiz kaleidoskopisch erzeugter Schüttelbilder.
Das ist gleichermaßen wörtlich wie metaphorisch zu nehmen. Schüttelbilder sind zufällige Arrangements von Elementen, die zunächst nichts weiter verbindet als das Zusammengeschüttetsein. Dass sie auf einer Fläche erscheinen, enthält bereits ein Element der Täuschung, da es die räumlichen Verhältnisse, die zwischen ihnen herrschen, unterschlägt. Die zweite Täuschung entsteht durch Spiegelung: die Längsspiegel des Kaleidoskops vervielfachen den Anblick des bloßen Materials und verleihen ihm eine geometrische Struktur, die es von sich aus nicht besitzt. Kaleidoskope, bei denen sich der Winkel zwischen den Spiegeln verstellen lässt, erlauben daher nicht nur unterschiedliche, sondern auch unterschiedlich strukturierte Bilder. Die letzte Konstante im Bild ist das Material selbst, die Größe, Form und Farbigkeit der einzelnen Elemente. Auch sie lässt sich variieren: Linsenkaleidoskope verwenden keine eingelagerten Materialien, sondern den frei wählbaren Anblick der Umgebung als optische Grundlage.