Undeutlich bleibt auch die Rückübersetzung von ›Dichtung‹ (›Poesie‹) in ›Machwerk‹. Die Geringschätzung, die darin liegt (und sich ein gelehrtes Mäntelchen umlegt), ist nicht dadurch aus der Welt zu schaffen, dass sie sich egalitär gibt: jeder kann dichten. Das ist bekannt, aber es verfehlt das Thema. Das ›Getriebensein‹ der Dichter deutet auf den ›Antrieb‹, auf etwas, das treibt. Die Metaphern der ›Eingebung‹ wiederum, des ›Blitzartigen‹, deuten auf Überwältigung durch etwas. Man kommt nicht weiter, wenn man sich nicht mit diesem Etwas beschäftigt. Wie beschäftigt man sich mit Etwas? Indem man sich mit etwas beschäftigt. ›Etwas‹ bedeutet ›irgendetwas‹. Dichtung beschäftigt sich mit irgendetwas, also muss sich die Beschäftigung mit ihr damit befassen. Das ist nicht irgendetwas, sondern das Irgendetwas der Dichtung – etwas, womit sich Dichtung befasst. Das Getriebensein des Dichters bekundet sich also als die theoretische Notwendigkeit, sein ›Irgendetwas‹ in ein ›Etwas‹ (das Etwas der Dichtung) zu verwandeln. Nicht der Dichter ist getrieben, sondern sein Interpret. Was er nicht ›sieht‹, nicht ›greift‹, nicht ›begreift‹, das muss wohl die Eingebung sein, genauer: das Eingegebene. Das ist die Kehrseite des Nichtvorhandenseins der Dichter – seine Außenseite. Der antike Musenanruf hat in der Hinsicht etwas Rührendes. Er behandelt das Dichten, als sei es auch etwas. Darauf kann nur kommen, wer nach Erklärungen sucht, um sie bei der Hand zu haben.