Die kulturwissenschaftliche Befassung mit ›Literatur‹ kann als Übergangsritual gedeutet werden. Die Aufbruchsphase umfasst die Ausgabe von Reiz- und Zauberwörtern, versehen mit Bedienungsanleitungen: ›ist nicht‹, ›ist eher‹. Das sind die Wörter, deren Gebrauch angesagt ist oder nicht: die passenden Situationen dafür werden sich finden. Dazu kommen Namen, versehen mit einem deutlichen oder unauffälligen + oder -. Das entspricht dem ›Hüte dich!‹, ›Habe Vertrauen!‹, wie es gegenüber Geistern und Dienstleistern angebracht ist. Es handelt sich um Namen von Wissenschaftlern, die für Theorien stehen, also Abbreviaturen von Theorien darstellen, ferner um Namen von Künstlern, Schriftstellern etc., also Namen aus dem Primärbereich, die ein Œuvre repräsentieren, aber nicht nur: sie stehen für Richtungen, Tendenzen, exemplarische Lebensläufe und mehr. Dieses Mehr ist keineswegs unbedeutend: es umfasst die Klasse der Heiligen und der Bösewichte, der positiv und negativ Unberührbaren. Was in der Liminal- oder Schwellenphase geschieht, entzieht sich der Kenntnis Außenstehender. In der trockenen Sprache der Vermittlung heißt es Einübung: die Texte müssen gelernt, ihre Anwendung eingeübt werden. Dies geschieht, wie immer, an Beispielen. Soviel verrät der Blick von außen. Wie sieht es in den Kandidaten aus? Eines ist sicher. Sie studieren nicht ›Kultur‹, so wie sie Mathematik oder Biologie studieren. Das liegt weniger am Gegenstand als an der Art der Einführung. Eine Einführung in Kulturwissenschaft ist eine Einführung in Kultur – in einen mehr oder minder kultivierten Umgang mit dem, was Kultur hervorgebracht hat und weiter hervorbringt. Die Befassung mit Kultur, ließe sich sagen, lehrt nur sich selbst. Sie ist ein Mittel zur Erzeugung ›inneren Reichtums‹. Der Rest ist Vermarktung.