Nähern wir uns dem Begriff Un-Ordnung, dann sehen wir, dass die Negation von Ordnung hier nicht das Gegenteil von Ordnung, also zum Beispiel ›Chaos‹ meint, sondern eine nicht angenommene Ordnung. Was aber ist eine ›nicht angenommene Ordnung‹? Eine Ordnung, die nicht den mitgeführten ›Ordnungsvorstellungen‹ entspricht? Mag sein. Aber das wäre Andersheit, nicht Fremde. Die ›fremde Ordnung‹ erreicht das zu Ordnende nicht, sie ›greift nicht‹, wie der laxe Ausdruck für die interne Fernstellung lautet, weil die Relation Ordnung/zu Ordnendes bereits besetzt ist, gleichgültig, wie die ›Ordnungsvorstellungen‹ im Einzelfall lauten mögen. Nicht die aufnehmende Ordnung ist dem Exilanten fremd, sondern er sich selbst – und zwar, insofern er, als Aufzunehmender und in existenzieller Hinsicht bereits Aufgenommener, die ›gewährte‹ Aufnahme verweigert. Es liegt ihm fern, sich zu integrieren, es käme seinen Absichten nicht entgegen. Allerdings zeigt sich darin ein Widerspruch, den er nicht aufzulösen vermag. Ferne/Nähe sind relative und nicht-intentionale Faktoren, die durch das tägliche Zusammenleben zwangsläufig modifiziert werden. Das nahe Ferne und das ferne Nahe lassen sich nicht klinisch separieren. Sie durchdringen einander in einer Weise, die dem analysierenden und planenden Individuum entgeht. Nicht jedoch entgeht es dem Vorgang selbst.

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