Unter den Gründen, die einen Schriftsteller bewegen können, sich ins Exil der Wissenschaft zu begeben, steht einer obenan, der zugleich den Stachel dieser Existenz enthält. Er ließe sich in die alte, im Übrigen eher zweifelhafte Wittgensteinsche Regel fassen: »Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen.« Worüber man in der Wissenschaft nicht reden kann, ist das Fremdsein, die Herkunft von einem anderen Stern, also das ›eigene Schreiben‹ in der Bedeutung, die den ernst zu nehmenden Schriftsteller ausmacht. Dort, wo es, wie in den hermeneutischen Disziplinen, als Gegenstand wissenschaftlicher Rede erscheint, findet es sich nicht allein in die Objektposition gerückt, sondern, als Gegenstand der Wissenschaft, in die des ›Anderen‹, also des Gegenpols wissenschaftlicher Erfahrung. Während es zum ABC der Kommerz-Schriftstellerei gehört, die Botschaft von der eigenen Fremdheit im ›Betrieb‹ mit allen Mitteln der Dezenz und Indezenz zu verbreiten, bleibt der Exilierte gerade in diesem Punkte stumm. Er ist gut beraten, stumm zu bleiben, denn redete er, so wäre der zu erwartende Effekt nicht Prämierung, sondern sofortige Exkommunikation. Anders gewendet: er kann, darf und muss sich jene vollmundigen Redefiguren sparen, mit deren Hilfe die exzentrische Positionalität des Schriftstellers in der Gesellschaft behauptet und hintertrieben wird – ein Vorteil, der den Nachteil nicht aufwiegt, im Exil der Sprachlosigkeit befangen zu sein, also in einer wirklichen und keineswegs topisch gedämpften Fremde. Dieser Nachteil aber – es schmerzt, dies sagen zu müssen, während doch eine eigentümliche Befriedigung darin liegt – ist das Kernmotiv aller unbotmäßigen oder, um das Unwort eines langen Jahrzehnts zu bemühen, ›selbsternannten‹ Schriftstellerei, die wirkliche Frucht des Exils, der lange und langsam zu erringende ›Gewinn‹, falls so etwas auf diesem Feld zu erwarten steht.

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