Kommt, reden wir zusammen,
wer redet, ist nicht tot...

Der Benn-Vers verweist, ex negativo und wie von ungefähr, auf die operativen Räume einer Kommunikation, dessen sozialer Träger sich nicht von Ernennungen abhängig weiß, aber dankbar die Unabhängigkeit registriert, die sie ihm verschaffen. Totsein, Abwesendsein, ereignislos bleiben, marginalisiert sein: dies alles hilft ihm, jene Spannungen aufzubauen und auszuhalten, aus denen, wenn es gut geht, der Lichtbogen aufgeht, der rechtfertigt, was sonst nicht zu rechtfertigen wäre, obwohl es vielleicht primär mit dem Inbild der Gerechtigkeit, dem Rechtsein zusammenhängt. Ohne den Anteil des Ungelebten an der menschlichen Existenz wären die Selbstausbeuter aller Länder und Kulturen rascher am Ende als im angesteuerten Paradies der Lüste – kein Schaden vielleicht, aber eine Erinnerung daran, dass auch hier Menschliches darauf wartet, bemerkt und begriffen zu werden.

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