Nun bedeutet ›Rückzug‹ noch keineswegs Exil. Inseln verminderter Kampftätigkeit gehören ebenso zum Krieg wie das Kinderkriegen und die Beteuerung friedlicher Absichten. Zum Exil des Schriftstellers wird Wissenschaft erst durch eine differente Auffassung von Literatur, die den Akteuren des Marktes nicht vermittelbar ist. Ohne zu fragen, worin diese nicht mehr aufhebbare Differenz besteht – was nicht so einfach zu bewerkstelligen ist, weil sie eher durch existenzielle Erfahrungen als durch unadressierbare Theorien ausgespannt wird –, ohne die unterstellte Unaufhebbarkeit selbst zu thematisieren, ist doch erkennbar, dass es sich hier nicht um einen Rückzug handelt, sondern, sagen wir, um die Eroberung eines speziellen Biotops – jedenfalls dann, wenn ›Gesellschaft‹ nicht frag- und klaglos als einzig legitimer Adressat und privilegierter Inhalt von Literatur die Konditionen diktiert. Eines ›Biotops‹, zu dem nicht jeder Zutritt erlangt, schon gar nicht jener famose Mann vom Lande, der in Kafkas Parabel gleich am erstbesten Türhüter scheitert. Eher ähnelt die Situation jenes Herrn der des professionellen Schriftstellers. Auch dieser wartet darauf, entdeckt, anerkannt, bewundert, prämiert und sogar verstanden zu werden, und zwar von Buch zu Buch, von Titel zu Titel, von Tag zu Tag. Er ist, rein ökonomisch, darauf angewiesen. Er ist aber auch sozial und existenziell darauf ausgerichtet, denn seine Tätigkeit stellt nur die eine Seite einer Kommunikation dar, deren andere, weitab von seinem Schreibtisch, ihm dauerhaft verborgen bleibt, sofern er nicht die Reden der gleichfalls professionellen Türhüter oder das klatschende Volkshochschul-Publikum dafür nimmt – es sei denn, er wechselt ins öffentliche Fach mit seinen politisch kontrollierten Extrapolationen der Massenerregungen und des Massenschwachsinns.

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