Wissenschaft als Exil – das klingt, als könne Wissenschaft einen Schutzraum bieten: inmitten gesellschaftlicher Konfrontationen, in denen der Einzelne auf der Strecke zu bleiben droht – physisch, ökonomisch, moralisch, symbolisch, wie auch immer. Natürlich ist das nicht der Fall. Die ›Scientific Community‹ ist nichts, was sich gegen die Gesellschaft abdichten ließe. Sie ist Gemeinschaft und Gesellschaft, so wie sie Teil und Ganzes ist, auch wenn es an den Rändern gelegentlich knirscht. Aber wie so oft ist auch das nur die halbe Wahrheit. Immerhin bietet die Universität in gesellschaftlichen Kampf-Zeiten ein akademisches Rückzugs-Areal, das den Blessierten einer polarisierten Öffentlichkeit die Möglichkeit zur nicht-konfrontativen Artikulation umkämpfter Inhalte bietet. Vielleicht nicht immer, aber doch zu Zeiten, vielleicht nicht in sämtlichen Disziplinen, aber möglicherweise in den Gesellschafts-, mehr noch in den Kulturwissenschaften, jedenfalls solange letztere den verblichenen ›Geist‹ im Titel führten.

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