Eine endlose, immer neue Textfluten mit sich führende Netzseite wird zur Qual. Auch darin reflektiert sich etwas: die Qual des an den Schreibtisch gebannten Schriftstellers, der spät oder nie zu einem Ende kommt. Sinnvoll müsste dieses Ende schon sein, doch das nützt nichts, weil der Wahrnehmungsfaden auf der Leserseite längst gerissen ist, während der Schreibende ohnehin gewillt ist, nur dem Tod oder der medizinisch verwalteten Debilität zu weichen. Solche Seiten müsste es geben, vielleicht gibt es sie längst: auf ihnen gäbe sich das Schreiben als Schwarzes Loch zu erkennen, als sinnsaugende und letztlich sinnvernichtende Instanz, die sich als die andere Seite der konzentrierten Lektüre, als die lektüre-abgewandte Seite der Schrift zu erkennen gibt. Es gibt Seiten menschlicher Kommunikation, die nur für das All bestimmt sind, Ausdrucksformen einer unaufhebbaren Einsamkeit. Die Vertreter der Schriftkultur mit ihren Musterkoffern voller pragmatischer Argumente und ihrem Willen, die Dichtung links liegen zu lassen, unterschlagen leicht den hohen Reiz, der jeder misslingenden Kommunikation anhaftet. Wem es gelingt, sich mit denselben Mitteln von der allgemeinen Verständigung auszuschließen, mit denen sich Menschen untereinander verständigen, der wird in dem Maße sichtbarer, in dem sich die Intention seiner Rede verbirgt. Für einen solchen Menschen ist das Schreiben ein Glück, da es die Person hinter das Geschriebene zurücktreten lässt und damit gegen die Gefährdungen schützt, die mit dieser Position verbunden sind. Das Schreiben wird durch ihn, wie man sagt, absolut, es sagt sich vom Adressaten los, der seinen Kurs wie den einer Silvester-Rakete in einen von ähnlichen Eruptionen durchfurchten Nachthimmel hinein verfolgt. Man sollte, denke ich, dieses Modell nicht überbewerten, man sollte auch die Bewunderung nicht überbewerten, die es gelegentlich erfährt und die sich mit ebenso absoluter Gleichgültigkeit paart. Aber man muss wissen, dass es den Grund des eigenen Schreibens bildet, immer und überall.