Es kann sich also nur um unsichtbare, zerstreute, indirekt in das Leben des Einzelnen eingreifende Mächte handeln, die zu erkennen es einer wiederholenden, zusammenführenden und ‑fassenden Instanz bedarf – des Lesens etwa in Gestalt von Aktenstudium und ausgedehnter Recherche. Demgegenüber besitzt das Lesespiel den Vorteil der Kürze, wenn man von Fragen des Zugangs zum Material, der methodischen Schulung und des Vorwissens einmal absieht. Was die Lektüre der Nachrichtenmagazine dem durchschnittlichen Leser vermittelt, ist gestückeltes, gefiltertes, tendenziös aufbereitetes und für die Aufnahmefähigkeit und den Aufnahmewillen von Magazinlesern eingerichtetes Material. Die schwache Aisthesis, die sich darin herstellt, umgreift Komponenten, die ihren Sitz im informierten Miteinander von Konsumenten besitzen: ihr Leser-Ideal ist der Skandalträger, der den eigenen Fall in der medialen Aufbereitung zu konsumieren vermag, ohne sich daran zu stoßen, dass er involviert ist, weil die Teilhabe am berichteten Geschehen durch den Lektüreakt bereits groß genug und gewissermaßen gesellschaftlich gesichert ist. Diese Art von Informiertheit geht den Lese-Spieler nichts an. Der Skandal, in den er sich involviert sieht, ist immer er selbst, sein Mittun in Feldern, die seinen unmittelbaren Lebensbereich meist nur entfernt berühren. Ein wenig erinnert er an das Milgram-Experiment, mit dem Unterschied, dass der Leser als Teil des Experiments sich selbst überlassen bleibt und die Auswertung ausfällt.