Einen Weltbegriff zu besitzen, das setzt schon ein nicht-obsessives Weltverhältnis voraus, einen Wunsch, ein Verlangen, vom einzelnen ›Fall‹ abzusehen, mit dem das Programm der aufgeschobenen Identität nicht zusammen bestehen kann. Wo das Schreiben zur persönlichen Obsession wird, verschwimmen zwangsläufig die Grenzen dessen, was da be- oder erschrieben werden soll. Denn das ›Objekt‹ ist hier nicht länger ein dem Denken aufgegebener Gegenstand oder ein Problem, das mit einem gewissen Aufwand ›gelöst‹ oder ›bewältigt‹ werden soll, sondern das Auszuschreibende, das durch das täglich auferlegte Schreibe-Pensum immer neu erzeugt wird. Entsprechend verwandelt sich die schreibende Instanz. Das Subjekt, das nicht ›Subjekt‹ sein darf, unterworfene und unterwerfende Instanz, wird Lebens- und Weltimpuls, Kommunikation mit einem imaginären Partner, der jenseits der Abschiedslinie winkt. Das Wort ›ausschreiben‹ besitzt im Deutschen zwei Bedeutungen, die sich im Alltag nur schwer verwechseln lassen. Es bedeutet, keine Substitution des geschriebenen Ausdrucks, also keine Kürzel oder Symbole aus einer anderen Zeichenordnung zuzulassen, und es bedeutet, eine Stelle, einen Posten, zumindest eine Tätigkeit für nicht handverlesene Bewerber freizugeben. Das Freigegebene muss aber auch freigelassen sein, sonst wäre die Ausschreibung nicht allein sinnlos, sondern auch unfair und – aufgrund welcher Machenschaften auch immer – intrigant. Ein Schriftsteller, der vorgibt, seine Welt auszuschreiben, also Ich und Welt, das Eigene und das Fremde konfundieren zu lassen – was ohne Konfusion nicht zu haben ist –, gibt eine Annonce auf, die besagt, diese Welt sei noch zu haben: sei es für Leser, sei es für Eroberer anderer Art, sei es für Urlauber, die sich einen netten Herbst machen wollen. Ein solcher Schriftsteller möchte also, statt sich am Spiel der Auslegungen zu beteiligen, ausgelegt werden, er produziert, malizös gedacht, Auslegware: wartend darauf, dass jemand darüber stolpert oder sich auf irgendeine noch ausstehende Weise darin verfängt.

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