Im Alphazet erscheint die Verbindung zu Zeitpunkt und Anlass des einzelnen Eintrags willkürlich aufgehoben, so dass ein Leser, der vorgibt, nicht zu wissen – oder beim besten Willen nicht weiß –, wovon die Rede ist, immer das Recht der Lektüre auf seiner Seite hat. Das Recht der Lektüre... es ist schön, es so in Freiheit gesetzt zu sehen, doch sollte man gerade den Aspekt nicht überschätzen. Denn diese Freiheit ist Unfreiheit, enttäuschte Erwartung von etwas bestimmt, wenngleich nicht mit Bestimmtheit Gewusstem, und sie lässt hauptsächlich zwei Auswege offen: das Bedürfnis zu randalieren oder die Lust an einer Lektüre, die nicht vorschnell als ›zweckfrei‹ tituliert werden sollte, da der Hauptzweck eines Lexikons, sich zu informieren, zwar aus den Augen geraten, aber nicht aufgekündigt werden kann. Das Bedürfnis nach rascher Information treibt diese wie praktisch jede Lektüre voran und in Regionen hinein, in denen die Fragezeichen hinter dem Wörtchen ›rasch‹ wachsen, bis sie irgendwann den momentanen Ertrag überwuchern, vor allem, weil das nächste Stichwort nur scheinbar Entlastung verheißt. Denn die Beziehung zwischen Lemma und Eintrag bleibt lose, sehr lose bisweilen, dann wieder allzu wörtlich, hier den Kalauer streifend und dort die Struktur des Silbenrätsels. Einige Stichworte ziehen es vor, außerhalb des Alphazets nicht zu existieren: man könnte sie die ›Wörter des Alphazet‹ nennen, seine aristokratische Führungsschicht, vergleichbar frühen, sich durch ihre der Gesamtheit geleisteten Dienste legitimierenden Feudal-Existenzen. Es sind Zwischenwörter: eingeschoben zwischen all die Ausdrücke, über deren genaue Bedeutung Lexikonleser sich ins Bild zu setzen wünschen. Zusammen ergeben sie jenes unbestimmt strömende Element, in dem das Floß der Medusa dahintreibt, auf deren Planken die fixen Begriffe einander kannibalisieren.

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