So weit, so trivial. Eine Ordnung, die das lexikalische Schreiben nicht etabliert, ist die Chronologie. Ein gutes Lexikon verschweigt das Alter seiner Artikel. Der Grund liegt auf der Hand. Da sie schleichend verändert werden und niemand sicher sein kann, wann und wo der Grundstock zu ihnen gelegt wurde, tut man in den meisten Fällen besser daran, sie als alters- und herkunftslos zu deklarieren. Für das Triviale ist niemand haftbar, die Gattung selbst zeichnet dafür verantwortlich. Was sichtbar veraltet, sind Pseudolexika, Handbücher, die verkappte Aufsatz-Sammlungen darstellen und ihr Dasein dem Umstand verdanken, von dem diese Überlegungen ihren Ausgang nahmen: die unbestimmte Aktualität ist die Achillesferse des lexikalischen Schreibens und sein passives Glück. Was nie auf dem aktuellen Stand war – jedenfalls nicht in seiner Gesamtheit und nicht zu einem erkennbaren Zeitpunkt –, das veraltet nicht, es verschmilzt mit seiner Zeit, wird zeittypisch, ein ›Epochenspiegel‹, ein Sammelsurium vertrauter und befremdlicher Vorstellungen, wie sie eine jede Kultur nun einmal mit sich schleppt und in Ehren hält, auch wenn die Neuheit und der Wille zu erkunden, was ist, längst daraus entwichen sind.

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