Vom Blogger-Standpunkt aus betrachtet ist das Roman-Universum flach – es ist fiktional. Während er mit der Fiktion spielt, er wäre er selbst, spielt der Romancier mit der Fiktion, er wäre ein anderer. Für den Blogger bedeutet diese Fiktion den Ernstfall. Ein anderer zu sein, dieser Wunsch begleitet ihn bei seiner Tätigkeit und er geleitet ihn, lässt ihn die nächste, die kühnere, die fremdere Formulierung nachschieben, bis er sich in der Illusion wiegen darf, als Autor angenommen zu sein. Diese Illusion wiederum ist die ständige Begleiterin des Romanciers, und sie geleitet auch ihn. Der ›angenommene‹ Autor ist die erste und letzte Maske des Erzählers – der Instanz, die das Sagen hat. Eine Annahme, die ihr Angenommensein bereits mit sich führt, lässt sich nur im Raum der Fiktion realisieren, jenem abgegrenzten Geviert, in dem einer den Menschen ›viel erzählen‹ kann, ohne dass ihnen, es sei denn für Augenblicke der Selbstverlorenheit, das Bewusstsein der Differenz zur Realität dabei abhanden käme. Der Blogger betritt diesen Raum nur zögernd, er lässt die Tür hinter sich auf, weil er weiß, dass seiner Schau die gesellschaftlichen Weihen fehlen, die der Buchmarkt für den Romancier bereithält. Er ist ein verkappter Romancier, einer, der es selbst nicht weiß, nicht wissen will oder seinen Lesern verheimlicht, dass es ihm ›in Wahrheit‹ nur darum geht, Paratexte zu lancieren, die seine wirkliche Leidenschaft, das Sich-Ausschreiben oder die Romanschreiberei, zugleich abdunkeln und befördern sollen. Nur miserable Blogger preisen ihre ›wirklichen‹ Werke unverhüllt an.

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